LICHTHÖHE
Thomas Hörl, Peter Kozek, Victor Jaschke, A 2021, 29’50“
von Jolanda Inserra
„Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern mit neuen Augen zu sehen.“ (Marcel Proust)
Blaue Schneefräsen kämpfen sich durch den Schnee und bleiben kurz voreinander stehen. Ihre Farbe mutiert von Neonorange bis Neongrün, fast so, als würden sie über den Farbwechsel miteinander kommunizieren. Dies eröffnet dem Publikum ein unmittelbares Eintauchen in die ambivalente Welt aus verschneitem Bergmassiv, dem Spiel mit Licht und dem Tanz greller Neonfarben.
Der 30-minütige Kurzfilm „Lichthöhe“ (2021) von Thomas Hörl, Peter Kozek und Victor Jaschke findet in Auseinandersetzung mit den Bergwelten des Großglockners vor allem wilde Freiheit und Kreativität.
Immer wieder tauchen menschenähnliche Figuren in Neonfarben auf, die beispielsweise in abstrakten Straßenvermessungsuniformen eine Straße entlang marschieren, sich in weiten Reifröcken innerhalb des Bergpanoramas bewegen, wie Tiere eingerollt in Berghöhlen liegen, nur mit Klebeband bekleidet. Ein Pferd, das in einem Parkhaus die Fahrbahn emporgeht, so wie sich die Passstraße den Berg hinaufwindet. Die Neonfarben nehmen das Farbspiel von Steinflechten auf, die sich farblich vom Rest abheben.
Der Film entstand als künstlerisches Projekt im Rahmen des Jubiläums der „Großglockner Hochalpen Straße“. Die drei Regisseure orientierten sich an der Geschichte der Straße von Salzburg über den Berg nach Italien und versuchen diese in ihrer kinematografischen Installation auf sehr künstlerische Art und Weise mit beeindruckenden Bildern sichtbar zu machen. Ursprünglich wurde der Film in einem Container direkt an der Passstraße gezeigt und war im Laufe der Saison für alle Besucher:innen zugänglich.
Um die richtigen Orte für die beeindruckenden Aufnahmen zu finden, war eine sehr intensive Recherche notwendig, die dafür sorgte, dass der Film in gerade einmal neun Tagen aufgenommen werden konnte. Formal ähnelt er einem Stop-Motion-Film, da jede Sequenz einzig und allein aus hochauflösenden, farbenintensiven Fotos zusammengefügt wurde, abgesehen von den Wasser- und Tieraufnahmen. Da es keine narrative Struktur gibt, erhalten die Betrachtenden den Eindruck einer wahllos zusammengestellten Flut aus Bildwelten; erst im Gespräch mit den Regisseuren wird die Geschichte der Hochalpen Straße klargemacht.
Der Film wurde beim diesjährigen K3 Filmfestival in Villach unter dem Thema „Licht/ Light“ gezeigt. Schon der Titel „Lichthöhe“ bezieht sich auf den inhaltlichen Schwerpunkt des Programms und zeigt in seiner Ausführung ein beeindruckendes Spiel aus Licht und Schatten, welches dank des Einsatzes der neonfarbenen Elemente noch stärker in den Vordergrund gerückt wird und das altbekannte Bild des Großglockners buchstäblich in ein neues Licht taucht. Auch wenn sich dem Publikum der Hintergrund dieses überaus künstlerischen Kurzfilms nicht direkt erschließt, so besticht dieser mit Bergpanoramen, den Farbwelten, Close-Ups, den sphärischen Hintergrundgeräuschen und ist sowohl im Rahmen einer Kinovorstellung als auch im Museum mehr als sehenswert.