Laute Knalle durchschneiden die Frühlingsluft. Zu Ostern sind Böllergeräusche in Südkärnten eine vertraute Klangkulisse. Die slowenische Sprache ist es nicht – mehr. Warum er Böller schieße, fragt die zweisprachige Regisseurin Andrina Mračnikar einen jungen Mann in ihrem Heimatort Keutschach/Hodiše. Das sei Brauch bei ihnen, bekommt sie als Antwort. Slowenisch ist für seine Generation aber längst keine gehegte Gewohnheit mehr. In Südkärnten sprachen vor 1910 zirka neunzig Prozent aller BewohnerInnen Slowenisch, heute ist es durchschnittlich ein einstelliger Prozentsatz. Andrina Mračnikar formuliert in ihrem essayistischen Dokumentarfilm auf persönliche Weise eine hochpolitische Dringlichkeit: Was muss die Politik tun, um dem Verschwinden einer Sprache, deren Schutz in der Verfassung festgeschrieben ist, entgegenzuwirken? Was passiert, wenn einem die Muttersprache im Alltag genommen wird?
Publikumspreis der Diagonale 2022 (Text: Diagonale)
Vor der Vorführung, ein Teaser zum kommenden Spielfilm:
KARO ASS, Josef Kleindienst, A 2022 – 8 Min.